In den Tagen der Angepasstheit, wo das Essen nicht mehr blutet, die Habenichtse hingegen schon, drehen die Autoren der Edition Groschengrab den Mist des Lebens zu Perlen. Worte suchen ihren Weg ins Freie. Die Edition Groschengrab hat es sich zur Aufgabe gemacht sie einzufangen. Die Buchdeckel müssen einladend sein, denn die Texte sind widerspenstig und eigenwillig: Sie gehen nicht mit Jedem. Das Anliegen ist, ihnen einen bequemen Platz einzurichten, wo sie sich gerne lesen lassen.
Kein Bier für Göring
Aufgrund persönlicher Kalamitäten hatte ich mich Anfang der 90er Jahre gezwungen gesehen, eine Stellung beim lokalen Späti anzunehmen. Lange Geschichte, kurz erzählt: Dem Besitzer war zuvor der Papagei verstorben, und in meiner Branche, der höheren Literatur, fielen für mich als Bohèmien und Lebemann kaum mehr Brosamen vom damals eigentlich noch üppig gedeckten Tisch. So kam es, dass ich nun allabendlich hinter der Theke stand, wo zuvor der gefiederte Schreihals residiert hatte. ‚Kein Bier für Göring!‘ hatte er gekräht, Tag und Nacht, jahrzehntelang, eine monotone Litanei gegen das Vergessen. Niemand wusste genau, wie er darauf gekommen war; manche munkelten, ein alter…
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