In den Tagen der Angepasstheit, wo das Essen nicht mehr blutet, die Habenichtse hingegen schon, drehen die Autoren der Edition Groschengrab den Mist des Lebens zu Perlen. Worte suchen ihren Weg ins Freie. Die Edition Groschengrab hat es sich zur Aufgabe gemacht sie einzufangen. Die Buchdeckel müssen einladend sein, denn die Texte sind widerspenstig und eigenwillig: Sie gehen nicht mit Jedem. Das Anliegen ist, ihnen einen bequemen Platz einzurichten, wo sie sich gerne lesen lassen.

AUS DEM GROSCHENGRAB

Literarisches & Aktuelles

Späte Rache

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„Bei deiner Mutter ist ja nicht mehr viel los im Oberstübchen“, raunt mein Vetter Kaiphas mir über den Tisch hinweg zu. Er heißt nicht wirklich Kaiphas, den Namen trägt er nur innerhalb der Familie, weil er eine Arschgeige von biblischen Ausmaßen ist. Ich weiß gar nicht, warum oder von wem er zum Essen eingeladen wurde, aber da er nun einmal da ist, habe ich ihm einen Teller Fritattensuppe hingestellt. Die habe ich extra für blöde Gäste im Gefrierschrank. Die Mutter sieht ihn mit belustigtem Ausdruck an und löffelt ihre Nudeln mit Soße. Ich kann meine Mutter nicht sonderlich leiden, aber…

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Ein Sohn der Meute

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„…dessen Äste in den Himmel wachsen! So wie wir! So wie Daberlitz!“ Bürgermeister Jentschke wischt sich den Schweiß von der Stirn, seine Stimme wird immer lauter und gehetzter. Die versammelte Daberlitzer Bürgerschaft sitzt und schwitzt und versucht, nicht einzuschlafen. „Wir sind wie dieser Baum! Stark, verwurzelt, und… und…“ Kuckuck! Bürgermeister Jentschke reißt den Kopf hoch, fixiert den Baum mit einem starren Blick. „Ja! Wie dieser Baum! Und dieser Baum… ist ein Resonanzkörper. Ein hölzernes Echo unserer tiefsten Wünsche! Er speichert die Flüche der Vergangenheit und die zaghaften Hoffnungen der Zukunft. Und er… er…“ Seine Augen weiten sich. „…er ist besessen!“…

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Mein Praktikum in der Trollfabrik

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Damit ich wieder mehr unter Leute komme, habe ich beschlossen ein Praktikum zu machen. Nachdem es mir für Love-Scamming an Charme und Liebreiz mangelt und der örtliche Fleischer mich wegen meines Hangs zum in der Nase Bohren abgelehnt hat, bin ich schließlich in einer Trollfabrik gelandet. Ich dachte mir, den lieben langen Tag mit einer kleinen Schere Frisuren aus buntem Zottelplüsch für Püppchen ausschneiden, sei genau mein Ding. Vielleicht hätte ich ja sogar ein bislang unentdecktes Talent zum Augen Aufmalen. Es stellte sich heraus, dass in den Jahren meiner Abkehr von der Menschheit einige Veränderungen in der Welt stattgefunden hatten….

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Die Blutsau vom Niederrhein

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Kehlig entfuhr Luk de Toorhejd der Schreck. Er verschluckte sich, sie hämmerte mit dem Ballen ihrer rechten Hand auf seinen Rücken, bis sich seine Lungen wieder beruhigt hatten. „Du hast WAS gesehen?“ De Toorhejd fand nur mit Mühe den Atem wieder. „Die Blutsau vom Niederrhein. In voller Größe und ganzem Grauen. Gewitter inklusive. Blitze, Donner, das ganze Paket.“ Sie war so niedlich, wenn sie sich ereiferte. Wieder einmal konnte der ehemalige Neuplatoniker, der sich, zu seinen besseren Zeiten mit den Besten seiner Zunft maß, kaum im Zaum halten, seine langjährige Gefährtin von oben bis unten abzuknutschen, auch weil er wusste,…

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