Wenn man die Straße entlang geht, bis die Abstände zwischen den Laternen größer werden und dann noch ein Stückchen weiter, findet man linker Hand ein Gebäude mit rußgeschwärztem Mauerwerk. Die Fensterscheiben sind stumpf und die Bewohner möchte man nicht zu sich nach Hause einladen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und auch noch den Mut findet, die vom Moos glitschige Treppe in den Keller hinabzusteigen, durch den nach alter Kohlsuppe riechenden Gang zu gehen und eine unappetitliche Türklinke herunter zu drücken, der gelangt in die Küche der Witwe Finsterthaler.
Über die Witwe erzählt man sich so einiges. Manche sagen, sie wirke Schwarze Magie und könne einem die Füße in Bockshufe verwandeln. Andere behaupten, sie habe ihren Gatten, einen rechtschaffenen Mann, und ihre Kinder mit vergifteter Kohlsuppe umgebracht, und wieder andere meinen, sie sei über zweihundert Jahre alt. Es heißt, sie könne in die Zukunft sehen und würde bei Vollmond Auflauf aus Katzenblut und Fröschen zubereiten. Manche halten all das für Humbug und die Witwe Finsterthaler für nicht mehr als ein altes Weib mit Gicht in den Gelenken.
Nur in einem sind sich alle einig: Obwohl sie niemals Besucher einlädt, kein Klingelschild besitzt und auch das Haus nur nach Einbruch der Dunkelheit verlässt – die Witwe Finsterthaler muss an der Einsamkeit leiden.
Wer die Wahrheit erfahren will, steigt in den Keller hinab.