Ruben Pelzfuß schlüpfte in seine Klopantoffeln und machte sich auf den Weg zum Abort. Wie jeden Morgen schwor er sich, bald eine Wohnung mit eigener Toilette zu suchen. Bis zum Abend würde er es wieder vergessen haben, denn Rubens Alltag ließ kaum Platz für Veränderungen. Erst beim nächtlichen Stuhlgang würde der Gedanke wiederkehren.
Obwohl er den Weg über den Hof in den Bretterverschlag bereits auf Kindesbeinen gegangen war, hatte er sich bis heute nicht daran gewöhnt, den Lokus mit den übrigen Hausbewohnern teilen zu müssen. Nichts war ihm unangenehmer, als auf einen Nachbarn zu treffen, der sein Geschäft dort verrichten wollte, wo eben noch Ruben Pelzfuß seine Hinterlassenschaften abgesetzt hatte.
Deshalb hatte er sich bald angewöhnt, nur zweimal täglich – einmal zu früher und einmal zu später Stunde – das stille Örtchen aufzusuchen.
„Ruben, du findest niemals eine Frau, wenn du dich so anstellst!“, hatte seine Mutter ihm höhnisch ins Treppenhaus hinterher gerufen.
Bei Tisch prophezeite sie ihm oft Darmkrebs, Blasenüberdehnung und allerlei anderes Ungemach, wenn er nicht endlich „normal kacken und pissen“ würde.
„Nimm dir ein Beispiel an Christine aus der vierten Etage!“, sagte sie jedes Mal, wenn diese nach beendeter Entleerung ihr dreifaches „Mama! Arschiputz!“ über den Hof schmetterte. Frau Fürbatz eilte dann mit einer Rolle Toilettenpapier bewaffnet die Stiegen hinunter.
Ruben Pelzfuß hatte tatsächlich keine Frau gefunden, denn Christine Fürbatzens Avancen hatte er stets zurückgewiesen. Zu groß war seine Angst, er könne an ihrer Mutter statt zum Abwischen gerufen werden, wenn ihre Verbindung erst einmal ein bestimmtes Maß an Intimität erreicht haben würde.
So saß er tagein tagaus auf dem Abort und lauschte in der Dunkelheit voller Sorge nach verdächtigen Darmgeräuschen.