Nur weil man sich in einer Realität zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort wohlfühlt, hat man keinen besonderen Anspruch auf Zugang zu dieser speziellen Wirklichkeit. Das Universum schuldet niemandem etwas. Auch nicht Friedrich Eisleben, der eines Morgens einen Anruf bekam und der sich jetzt vor dem beigefarbenen Gebäude wiederfindet und ein letztes Mal an seiner Zigarette zieht, bevor er sie mit der Hacke seines Stiefels zertritt.
Seit dem Vorstellungsgespräch hat er das Tageslicht gescheut, bis spät am Nachmittag im verdunkelten Schlafzimmer gelegen und sich die Decke über den Kopf gezogen, wenn die Außenwelt zu ihm vordringen wollte. Er hat dagelegen, dem Zwitschern der Wellensittiche aus dem offenen Fenster seiner Nachbarn gelauscht, die Schritte aus dem Stockwerk über seiner Wohnung an der Zimmerdecke gezählt und gehofft, dass die Bitterkeit, die seinen Mund füllte, vergehen würde.
„Sind Sie der Neue?“, fragt der Pförtner, der auf einem kleinen Bildschirm die Aufzeichnung eines Fußballspiels verfolgt. Neben ihm ausgebreitet, sein Frühstück: eine Thermoskanne, ein trockenes Brötchen und auf einem Küchentuch eine etwa 20 cm lange Fleischwurst. „Gehen Sie durch die Glastür in den Keller und melden Sie sich im Büro neben dem Kühlraum bei unserem Fräulein Karamell. Die wird sich um Sie kümmern, lassen Sie sich von ihr eine Schürze geben.“
Eisleben bekommt von Fräulein Karamell eine Schürze aus weißem Kunststoff ausgehändigt und wird in eine gekachelte Halle geführt. „Die Schürze ist ihnen zu groß“, sagt sie, nachdem sie ihn abschätzig gemustert hat. „Kleinere haben wir nicht. Sie müssen an Ihrer Aufgabe wachsen, Eisleben.“