Es empfiehlt sich, in guten Zeiten zumindest einen Raum in der Wohnung mit Speckstreifen zu tapezieren, dann hat man in der Not etwas zu knabbern. Aber wer denkt schon in guten Zeiten an die Not? Da flaniert man irgendeinen Boulevard entlang oder lässt in der Abendsonne die Eiswürfel im bunten Getränk klimpern. Dabei lungert das Elend immer an der nächsten Ecke herum. Den Tipp mit den Speckstreifen habe ich übrigens von meinem Onkel Ralf bekommen, zusammen mit einem Briefmarkenalbum. Zu meinem neunten Geburtstag. Onkel Ralf ist Experte für Drangsal. Selbst die todsicheren Dinge gehen bei ihm schief. Trotz eines Lebens voller Niederlagen ist er ein fröhlicher Geselle, wenn auch gebeugt unter dem Joch seiner Kreatürlichkeit. Ich habe seinen Rat nicht befolgt und auch lange nicht an ihn gedacht. Gestern stand ich in der Küche und briet meinen linken kleinen Finger in der Pfanne an, und das prasseln der heißen Butter erinnerte mich an sein Lachen. Vielleicht sollte ich ihn bei Gelegenheit zum Abendessen einladen.