Zeit

Mein Tag dauert 365 Jahre, mein Tag fliegt vorbei; ich habe mich verzählt, die Augen auf und wieder zu. Gerade liegen die Kinder noch in meinen Armen, sitzen auf dem Schoß & machen Hoppe-Hoppe-Reiter, dann Abitur, unternehmen Reisen, fahren bald Auto, sind eigene Menschen. Ich strecke mich, alle Momente vergangen, verflüchtigen sich, sind steter grüner Nebel.
Das Leben ist anders, dachte ich und jeder Augenblick wär um ein Haar die ganze Ewigkeit (und zwei Tage, die du streichen dürftest).
„Wenn du sagst“, sagst du, „ich dürfe zwei Tage streichen, frage ich, zerreißt das nicht das Gewebe der Zeit für mich und alle anderen?“
Das sei sehr gut möglich und auch wahrscheinlich, erwidere ich, Sekunden und Stunden, ich bin überzeugt, der Anblick ist nicht schön, der Übergang wird sicher ruppig.
Ich schlucke, verabrede mich für morgen mit dir, wenn ich nicht länger Ich bin, wenn du schon längst nicht mehr Du bist, und die Zeit nur noch ein Schatten ihrer selbst.