Hinter der Theke in der Fleischerei steht eine Dame mit prächtig geschminkten Lippen. Ihre meerblauen Augen blicken sanft über die Berge aus Rippchen und Würsten. Wenn sie das schwere Messer anhebt, um Schnitzel aufzuschneiden, spannen sich die Muskeln unter der Haut ihres Unterarms, ähnlich wie sich die Muskeln der Sau gespannt haben müssen, als der Viehtransporter die letzte Kurve vor dem Schlachthof nahm. Mit einer lässigen Handbewegung lässt sie Schinkenscheiben von der Fleischgabel auf die Waage gleiten und die dünnen goldenen Armreifen singen dazu, wie Kaffeebohnen, die man in ein großes Glas schüttet.
An sich esse ich nicht gerne Fleisch. Dennoch gehe ich täglich in die Fleischerei, kaufe ein paar Kleinigkeiten und erfreue mich an dem sinnlichen Erlebnis, dass mir der Anblick der Dame zusammen mit dem würzigen Duft von Geräuchertem beschert.
„Geht das nicht schneller?“
Die Stimme meiner Hauswirtin schnarrt schmerzhaft in meinen Ohren und auch die Anmut der Dame erfährt einen groben Stoß, ihre zarten Finger erstarren über den Tasten der Registrierkasse.
Ein Schwall von Widerwärtigkeiten entweicht der Hauswirtin, besudelt meine Andacht und die Liebe zur Menschheit, die ich bis eben noch verspürte, wandelt sich in Abscheu. Kaum kann ich es fassen, dass wir alle drei der selben Art angehören sollen. Ich wünschte, ich hätte diesen bösen Blick und könnte die Hauswirtin einfach damit verschwinden lassen. Aber das war eine andere Geschichte.