Während andere Leute sich über jeden Moment freuen, an dem sie nicht ausgebombt werden, steht das Haus, in dem Sara Pelzfuß lebt, von internationalen Konflikten unbehelligt, im Hinterhof einer schmalen Straße. Die Nachbarschaft brummelt, wenn der Hauswart das Kleinblättrige Immergrün nicht im Zaume hält, sie grimmt, weil er nicht von Anfang an stattdessen Blaukissen gesät hat und liegt ein Damenhygieneartikel in der Einfahrt, beginnt sie zu schrillen.
Sara Pelzfuß hat die leisen Töne lieber. Das ist altmodisch, denn heutzutage muss man heulend, kreischend und pfeifend seine Ansichten kundtun; wer nicht in einem Zelt abgefackelt oder mit Gewehrkolben totgeschlagen wird, muss diese Vorkommnisse wenigstens laut knallend kommentieren. Allzu friedlich will man es schließlich auch nicht. Wie sähe das denn aus? Anderswo das Mittelalter mit allem Pipapo und wir sitzen mit wackelnden Zehen in der Sonne und lassen uns Südfrüchte schmecken. Da kann man schon in Erklärungsnot geraten. Immerhin eine Not. Man bettet das zwackende Gewissen auf einem Blaukissen zur Ruhe und erfreut sich der Eindeutigkeit.
Aber Sara Pelzfuß kann das nicht. Bei ihr sind die Angelegenheiten vielseitig und tummeln sich in einem Spiegelkabinett. Sara Pelzfuß möchte gerne etwas zur Besserung der Welt beitragen. Vielleicht erfindet sie ein Pflaster gegen Fassbomben oder eine Spritze gegen Gott. Oder wenigstens eine Salbe gegen spirituelle Krämpfe.