Pauls Polterabend

Was ziehst du denn zu Pauls Polterabend an? Hast du dir schon Gedanken gemacht? Ich denke seit Tagen an nichts anderes mehr. Erst wollte ich mein Gouda-Kostüm tragen, aber dann fiel mir ein, dass ich eben dieses schon auf der Beerdigung von seiner vorletzten Frau anhatte, also muss ich mir etwas anderes überlegen. Ich will doch keine alten Wunden aufkratzen.

Erinnerst du dich vielleicht, was ich zum letzten Polterabend trug? Ach, da war ich gar nicht, sagst du? Stimmt ja, ich mochte das Motto nicht. Ich fand ‚Einmal ist keinmal‘ irgendwie unpassend und nicht besonders geschmackvoll. Und die Frau mochte ich auch nicht. Die war, wie soll ich sagen, ein bisschen ungut.

Diesmal ist das Motto ‚Bis dass der Tod uns scheidet‘. Ernsthaft? Na, das hat mal wirklich Klasse, das schreit ja förmlich nach etwas Besonderem. Aber ich will Paul auch nicht in Rage versetzen, du weißt, wie ich, aus eigener schmerzhafter Erfahrung, dass seine Zündschnur nicht sonderlich lang ist. Ein falsches Wort, ein falscher Blick, ein unpassendes Kostüm genügt, und du findest dich neben Ehefrau Nummer 2 auf dem Kirchhof wieder.

Vielleicht variiere ich die ursprüngliche Idee ein bisschen und gehe als Edamer. Käse-Kostüme haben den ungeheuren Vorteil, dass niemand erwartet, dass man frischgeduscht kommt und wie ein Strauß Veilchen riecht. Oder ich gehe als ein Strauß Veilchen und reibe mich vorher mit einem Block Harzer Käse ein. Genau, um einen Kontrapunkt zu setzen.

Oder ich gehe überhaupt nicht hin. Macht doch eh nichts, der nächste Polterabend kommt bestimmt. Du entschuldigst mich jetzt bitte, ich habe heute noch über das Leben nachzudenken, über Masken und Kostüme, die wir alle tragen. So Zeugs halt. Du kennst mich ja.