Die Frau am Fahrkartenschalter schaut mich böse an, als ich ihr erzähle, dass ich bereits ohne Erfolg versucht hätte, die Karten online zu kaufen.
„Bei uns gibt es nichts online“, sagt sie und spuckt in ein Porzellanschälchen auf ihrem Tresen. Dann verschränkt sie zufrieden die Hände vor dem Bauch und schweigt.
Ich warte einen höflichen Moment und deute mit der Hand auf ein Schild, das an der Glasscheibe hängt.
„Schinderellas therapeutische Busfahrt“, steht dort in gutgelaunten, bunten Buchstaben.
„Zweimal, bitte!“
Die Frau betrachtet die Spuckebläschen in ihrem Schälchen, macht jedoch keine Anstalten, mir die Fahrkarten zu verkaufen.
„Es soll ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter sein“, füge ich hinzu.
Die Frau greift nach ihrer Brille, die an einem Goldkettchen um ihren dicken Hals hängt und betrachtet mich voller Misstrauen.
Ein Klumpen Schuldgefühl rumpelt in meinem Bauch. Das passiert immer, wenn Leute ohne ersichtlichen Grund unfreundlich zu mir sind. Damit der Klumpen nicht einsam ist, gebe ich ihm eine Decke aus Bedürftigkeit, in die er sich kuscheln kann. Unbehaglich trete ich von einem Fuß auf den anderen.
„Das wird Sie teuer zu stehen kommen“, murmelt die Frau schließlich. Sie nimmt einen Block Fahrkarten aus einer Schublade, taucht den Finger in den Spucknapf und zählt zwei Karten ab. „Sind Sie sicher, dass Sie nur zwei wollen? Nicht vielleicht drei, vier oder fünf?“
Der Gedanke, sie könne mich für geizig halten, überfällt mich. Am Ende nehme ich sechs Karten.
„Für Ihre Mutter, was?“, schnarrt die Frau, als sie mir das Wechselgeld über den Tresen schiebt. „Sie hätten es selbst nötig“, zischt sie noch, bevor sie mir den Rollladen vor der Nase zu knallt.