Letztlich ist es doch einfacher, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr Maß zu halten. Schritt für Schritt fällt niemandem leicht, ein Schnitt muss getan werden, ein Bruch mit dem, was einst Begierde war. Nur so versteht man sich als Sieger der eigenen Moral. Ein Hahn auf einem Haufen Mist erzählt dem Morgen, jedem Morgen, was er weiß, damit er nicht vergisst, was wirklich wichtig für ihn war und ist.
Zum Beispiel Sinnenfreuden nachzugehen, zum Beispiel Bündnisreue. Ehe man es sich versieht, ist wieder ein Jahr vergangen. Ehe man sich umschaut, in die Morgensonne blickt, tut man einen Atemzug aus reiner Gewohnheit, aus innerer Notwendigkeit.
Trennt man Getreide von den Resten, Tanklastzüge von verbrannten Körpern, wird man Kinder verzweifelter Eltern erblicken: die allzu menschliche Fratze des Feindes. Und doch ist das Gehirn nur mäßig begabt, Informationen wie diese zu verarbeiten, mit den eigenen Erfahrungen in Einklang zu bringen: Ich will meinen Gott gebären und alle Menschheit ihm zu Füßen sehen.
Über dem Zweiklang der jungen Liebenden schwirrt es; der ganze Bienenstock beginnt zu schwärmen, jede Drohne will nun Königin sein. Im Namen der Aufklärung, im Kampf der Begierden über Begierden siegen meist die Schlechteren über die Besseren, die Geflügelten über die Brütenden.
Ein Dreiklang in Moll in bleicher Henker Hand, vollende ein weiteres Jahr. Eine Fülle der sich als Richter fühlenden Rachsüchtigen, die atmen die selbe Luft, wie du & ich, die wir vergessen haben, um was sich alles dreht. So mancher bringt sich um und lebt doch weiter. Nichts ist leichter.
Wundere dich nicht über Schaum auf den Lippen, wenn du dir den Mund mit Seife auswäschst – lenke das Ungezielte ins Gezielte!