Wie war das noch gestern? Wer war ich noch gestern? Die Antwort, mein Freund, kennt ganz allein der Wind. Das Haar, das mir verblieb, wird langsam weiß; der Wind bläst warm mich kahl. Ich trage einen Schutzanzug und betrachte die Nackten und die Roten. Im Klartext heißt das wohl, dass nichts und noch ein bisschen weniger meinen Blicken verborgen bleibt.
„Gestatten? Platten, Vertreter von Fuß- und Hängematten.“
„Angenehm, ich bin kahl.“
„Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen, Karl.“
Und so zieht sich auch dieses Gespräch mal wieder endlos wie Teer. Ich bedauere sehr, es überhaupt angenommen zu haben. Ich schaue bewusst an meinem Gegenüber vorbei. Dennoch muss ich zur Kenntnis nehmen, dass Platten flüchtig körperlich erregt ist.
„Wenn es ein Symbol, ein Signum, ein Zeichen gäbe, das Sie ewig und einen Tag auf der Haut tragen müssten, was würden Sie wählen, Karl?“
Ich gebe vor zu überlegen und halte bedeutungsvoll den Finger ans Kinn. „Wahrscheinlich den aufgehenden Neumond“, antworte ich, „oder eine zwanzigköpfige Reisegruppe vor einer Sehenswürdigkeit meiner spontanen Wahl.“
Platten reagiert, wie die Menschen, denen ich ungeschminkt die Wahrheit zu sagen wage, fast immer reagieren: Er senkt den Blick und gluckst nervös. „Sie missverstehen, mein lieber Karl, ich sprach von Tätowierung, von Körperschmuck. Ich sehe nicht, wie mich die Darstellung des Neumonds schmücken könnte.“ Er deutet auf einen kreisrunden Leberfleck auf seinem Oberschenkel und wird mit einem Mal unwirsch. „Neumondassoziationen sind mir verhasst.“
Ich nicke und verstehe, was er sagen will. „Ich muss mir zu meinem Glück keine Gedanken machen. Über Dinge. Über Dinge, die außerhalb meines Einflussbereichs liegen.“
Platten schwillt an, wird lilaglänzend und vorfreudenglasiert. „Ich muss doch sehr bitten!“, bellt er und droht zu explodieren.
„Geben Sie sich keine Mühe, Platten“, erwidere ich, wohl wissend, dass mein Anzug mich im Fall der Fälle schützen wird.