„Seit Jesus kommt ja jeder in den Himmel“, beschwerte sich der alte Haudegen bei Lotte Pelzfuß, als er die Füße in den Zuber stellte. Kurz bevor sie im Dampf verschwanden, wackelte er mit den Zehen. Lotte Pelzfuß unterdrückte ein Würgen. Alles wie immer.
„Jedes Mal, wenn es um lustige Ortsnamen geht, wird ‚Futbogen‘ erwähnt.“ Der Alte lachte und das Wasser im Bottich schwappte bis zum Rand. Lotte fragte sich, wie oft man wohl über lustige Ortsnamen sprechen musste, damit ein „jedes Mal“ angebracht war.
Der Alte stubste sie mit dem Handrücken an die Hüfte, als wollte er sie wecken. „Futbogen“, wiederholte er. Sein unterdrücktes Lachen geriet zu einem säuischen Grunzen. Lotte legte Handtücher, Scheren und Hornhauthobel neben die Latexhandschuhe.
„Witzig ist auch, dass Sie ‚Pelzfuß‘ heißen und einen Fußpflegesalon betreiben“, fuhr der Haudegen mit gesenkter Stimme und erhobenen Augenbrauen fort, als habe er eben ein Geheimnis gelüftet.
„Ja“, pflichtete Lotte bei, „das ist irrsinnig witzig. Möchten Sie eine Zeitschrift?“
Er zwickte sie ins Hinterteil und klagte über die Humorlosigkeit der Weiber. Dann verlangte er nach einem Herrenmagazin. Alles wie immer.
Als Kind hatte Lotte Pelzfuß an den Badetagen der ganzen Familie ‚die Füße machen‘ müssen. Vom Säugling bis zum Großvater. So war ihr der Beruf der Fußpflegerin in den Schoß gefallen. In großen Einmachgläsern bewahrte sie seit Jahr und Tag Hautreste und Nägel auf, denn mit einer Aussteuer durfte sie nicht rechnen.
„Dir fehlt der Liebreiz deiner Schwestern, Lotti“, pflegte der Vater zu sagen, „aber eines Tages wird dich einer deiner Zehennagelsammlung wegen nehmen.“
Lotte bekam das Warten nun allmählich satt. Sie war drauf und dran, auf die Worte des Vaters zu pfeifen und den ganzen Kram ins Pfandhaus zu tragen. Doch kurz nachdem der alte Haudegen gegangen war – sie wollte gerade abschließen – betrat ein Mann mit einem Äffchen auf der Schulter dasGeschäft und bat sie um ein paar Hautschnipsel oder Nägel, denn nichts anderes wollte das Äffchen fressen und es litt Hunger. So bot Lotte dem Mann ihre Schätze an.
Fortan lebten die beiden in einem Rausch von Leidenschaft und Zuneigung. Das Äffchen jedoch wuchs zu einem Ungetüm heran und brachte Tod und Unheil über die Menschheit.