Im Anfang war das Wort und das Wort erbrach sich auf mein Sofa und sah irgendwie fiebrig aus. Es lag mit trüben Augen, eingepackt in Tagesdecken und stockfleckige Laken und klapperte mit seinen kleinen Zähnen, dass einem angst und bange werden konnte. Also beschloss ich, das Wort liebzuhaben, denn es war fürchterlich allein. Ich nahm das Wort auf den Schoß, tupfte es mit einem frischen Lappen trocken und erzählte ihm von der Welt, die ich schon kannte und von der es noch nichts wusste.
„Vor langer Zeit lebte ein Handlanger und sein Name war Kallemann. Kallemann besaß nur einen dreckigen Trainingsanzug und ein altes Paar Herrensandalen, die ihm eine milde Seele vermacht hatte. Die Kinder des Dorfes hänselten Kallemann; wann immer er auf die Straße kam, riefen sie ihm zu: ‘Hey Kallemann, geh und wasch dich! Du stinkst ja wie ein Tier.’
Kallemann wurde jedes Mal schrecklich zornig, aber er konnte nicht richtig sprechen. Also schrie er: ‘Aargh! Uhh, effs!’ Die Kinder lachten und warfen Steine nach ihm und er verschwand meist schnell in seinem Verschlag. Nach und nach zogen die Kinder fort aus dem Dorf und vergaßen den Kallemann. Er selbst zeigte sich immer seltener, bis er eines Tages starb. Einsam starb er. Hörst du mir überhaupt noch zu?”
Aber das Wort auf meinem Schoß war eingeschlafen. Ich legte es vorsichtig in mein Bett und dachte an die Kindheit, die ich hatte.