Ausnahmsweise

„Im Grunde habe ich kein Interesse an der Menschheit und dem scheußlichen Gebräu, das sie Tag um Tag aus Hochmut, Gezänk, Rechthaberei und Blutdurst zubereitet und dann als Tunke für die weitgehend geschmacklosen Meinungen herumreicht.“
Die Schuhe des Landstreichers waren zerlumpt, so dass Alfred Pelzfuß sehen konnte, wie die schmutzigen Zehen darin wackelten.
„Was soll das denn heißen Im Grunde?“, fragte Alfred. „Das klingt irgendwie so, als würden Sie heute eine Ausnahme machen.“
Der Landstreicher ruderte mit den Armen und der Geruch von altem Schweiß und lange getragener Unterwäsche wehte zu Alfred Pelzfuß hin. Er wandte das Gesicht ab und rieb sich die Nase, als würde er nachdenken.
„Ganz genau. Ich mache eine Ausnahme. Aber nicht nur heute. Ganz generell ab sofort.“ Der Landstreicher faltete die Hände vor dem Bauch und machte ein feierliches Gesicht. „Die Leute brauchen etwas Gottesfurcht. Das werde ich in die Wege leiten. Gott ist nämlich groß, wissen Sie.“
Alfred Pelzfuß verdrehte die Augen und schnaubte. „Fangen Sie jetzt auch mit dem großen Gott an? Wie diese ganzen Kopfabschneider und Hautabzieher? Pfui Spinne! Ich pfeife auf Ihren großen Gott.“
Der Landstreicher zog eine Hellebarde aus seinem Bündel hervor und säuberte sich damit die Zehennägel. „Sie machen sich keinen Begriff, mein Lieber, wie schnell das gehen kann. Da passt man einen Augenblick nicht auf und schon befindet man sich auf der anderen Seite der Tür, schon schließt man nicht mehr ab, sondern wird eingeschlossen. Und jeder hat bekanntlich das Recht, sich zu verteidigen – wie unbedeutend die Bedrohung auch sein mag. Schließlich ist alles unbedeutend vor dem Auge Gottes.“
Alfred Pelzfuß wandte sich zum Gehen. „Das höre ich mir nicht länger an“, murmelte er noch, bevor ihm die Hellebarde den Kopf vom Hals trennte.