Eigentlich wollte ich Ihnen von Zeloten erzählen. So ein lustiger, kleiner Text sollte das werden, wo drinsteht, dass ich als Kind dachte, Zeloten seien Piloten in Zeppelinen oder kleine Staubkatzen, die wegen dem Putzfimmel der Menschheit vom Aussterben bedroht sind oder dass ich meiner Großmutter immer bei der Zelotenernte helfen musste und es danach wochenlang nur Zelotenmarmelade gab, die zwar appetitlich rot war, aber für meine Kinderzunge ein bisschen bitter schmeckte, so wie das ganze Leben.
Sie hätten gelacht, so wie man eben lacht, wenn jemand ein Wort nicht richtig benutzt und das Wochenende wäre geritzt gewesen.
Aber ich muss den Geburtstag eines Toten begehen und da steht mir der Sinn nicht nach Flapsigkeiten. Andererseits, was gehen Sie meine Befindlichkeiten an? Wenn der Herbst sagt, dass er es ernst meint, befällt mich ein Kummer über die Abwesenheit eines Menschen, der mich ohne Gruß mit einem bis in alle Ewigkeit dauernden Konjunktiv zurückgelassen hat. Die Spiegelung der Zigarettenglut in den Brillengläsern verblasst auch nach Jahren nicht.
Vielleicht erzähle ich heute gar nichts. Wollen Sie stattdessen ein Schüsselchen Judaskompott?