Das ist ja ein Paradebeispiel

Wer hat an der Uhr gedreht? Es war wohl Doktor Ephraim Flickspitzel, der untote Künstler, formerly known as Peter Handkäs, Brotherr üblen Angedenkens.

„Es ist 5 nach 12, mitteleuropäischer Normalzeit.“

Nie hatte er sich an das Sommerzeit / Winterzeitgedöns gewöhnen können oder wollen. Wohlwollend überließ er es Jüngeren, Uhren umzustellen oder morgendliche Heißgetränke zur Unzeit zuzubereiten.

„Fragen müssen doch erlaubt sein“, sagt Flickspitzel, a.k.a. Nobelpreis-Pete, in der ihm eigenen schnarrenden Tonlage, „haben Rechtshänder überhaupt eine Seele? Und wenn nicht, was passiert hinter der Bühne, wenn sich der Vorhang ein letztes Mal für sie schließt?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, läuft er eiligen Schrittes in die Teeküche, wo ihn Alhambra, die mandeläugige Ex-Sklavin und Küchenfee, bereits mit einer Tasse dampfenden Gebräus geduldig erwartet. Er hatte das junge Ding auf einer Lesereise durch den Orient gegen eine signierte Erstausgabe seines neusten Lyrikbändchens eingetauscht und ihr vollmundig letztendliche Freiheit als Belohnung für unbedingten Gehorsam in Aussicht gestellt.

„Alhambra, meine Liebe“, sagt der Dichterfürst und Ex-Enfant Terrible einer lang vergangenen Epoche, während er auf die Oberfläche der trüben Flüssigkeit in seiner Tasse bläst, „was liegt denn heute an? Wie kann ich mit meiner Kunst der Welt helfen, die Welt retten – wie kann ich sein, ja, dienlich sein?“

Doch Alhambra lächelt kokett, zuckt die Schultern und hüllt sich wie immer in unterworfenes Schweigen. Doktor Ephraim Flickspitzel tätschelt ihr geistesanwesend die Wange. „Wenn ich nur wüsste, was das nächste große Ding wird. Ich hätte schon einen Titel. Ich würde es ‚Das ist ja ein Paradebeispiel‘ nennen. Wie findest du das? Nicht schlecht, oder?“

Doch da Alhambra weiter schweigt, antwortet sich der Doktor höchstselbst: „Gar nicht übel für einen alten Mann wie mich. Gar nicht mal so schlecht.“