Mal hält die Hand den Stift
Mal flieht der Stift der Hand
Mal fliegt der Geist ganz frei
Mal hat er sich verrannt. (Ennio Del Beta)
Um vor einem ernsten Thema nicht Reißaus zu nehmen, möchte ich anmerken, dass jedwede Einmischung einer dritten Person nicht nur unerwünscht, sondern hochgradig kontraproduktiv wäre und somit zu unterlassen ist. Fragen Sie mich stattdessen zum Thema des Tages, trauen Sie sich!
Täten Sie es, Sie würden mich sprachlos finden. Es fällt mir schwer, mir das Morgen als ein Gestern, ja, als ein Heute vorzustellen. Meist rufe ich wie eine neuzeitliche Kassandra den entsetzten Spott meiner Mitmenschen hervor; ich würde also meine Worte abwägen und sagen: „Wer sich heute keinen Strick kauft, muss verdammt gute Gründe haben.“
Dann würde ich mich zurücklehnen und aus tiefster Überzeugung seufzen.
Ein anderes Bild, ein schneller Schnitt ins Gestern: Der Standartenträger liegt im Sumpf, ein Kamerad sieht ihn liegen. Der Schwerverletzte bittet, fleht geradezu, man möge ihn zurücklassen und statt seiner das Feldzeichen retten. Vor diesem moralischen Dilemma stehend, überlegt der Kamerad den entscheidenden Augenblick zu lang und wird von der Kugel eines Scharfschützen getroffen – Teile seines Hinterkopfs fliegen durch die Luft.
Zurück zum Jetzt: Wie sollte etwas von Dauer sein, das ein Jeder besingt, doch niemand versteht oder auch nur beschreiben könnte? Stein auf Stein, Stein auf Stein – wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein? Der Erste will es eigentlich und traut sich nicht. Ein Zweiter würde sich zwar trauen, doch alle anderen wollen ihn nicht. Der Rest? Der kann es einfach nicht.
Oft ist der beste Therapeut des Menschen das Tier, die Kreatur. Doch die liegt gerne faul im Schatten. Wenn alle Leinen reißen, bleibt die Einsicht: Mal biste Baum, mal pisst der Hund. Da biegt die alte Frau Wurst um die Ecke, in der Hand hängt schlaff die Hundeleine. Ihr Peterchen, ein Rauhaardackel, ist schon lange nicht mehr. Irgendwas mit dem Magen. Frau Wurst war es egal, sie ließ den Körper von einem entfernten Verwandten, der Taxidermie als Hobby betreibt, ausstopfen und so sitzt ihr Peterchen für immer auf seinem Sofakissen und spendet Trost. Anfänglich ging sie mit dem Hundeleichnam noch seine gewohnte Runde, doch als der Schutzmann, dessen direktem Vorfahr im letzten großen Krieg, als er den entscheidenden Augenblick zu lang überlegte, ob er das Leben seines Kameraden oder ein Stück Stoff retten sollte, der Hinterkopf weggeschossen worden war, sie eines Morgens mit strengem Blick rügte, ließ Frau Wurst das Peterchen zu Hause und führt seither nur noch die Leine spazieren.
Findet Trost in meinen Worten: Je schärfer der Windstoß, desto kürzer die Dauer.