In letzter Zeit fühle ich mich seltsam. Die ersten paar Jahre dachte ich, das ginge von selbst vorüber. Es geht ja alles ständig von selbst vorüber, wie mein Vetter Sebastian nicht müde wird zu erwähnen. Da ich den Beginn des Jahres gerne nutze, um Dinge zu erledigen, die sich im Laufe des vergangenen zu einem unförmigen Haufen aufgetürmt haben, suchte ich meinen Hausarzt auf. Hin und wieder kann es nicht schaden, etwas anzupacken, dachte ich mir.
Der Arzt brummte anerkennend vor sich hin, während er mich mit seinem Stethoskop abhörte und mit einem Lämpchen in meinen Hals und meine Ohren leuchtete. Als er mit einem Hämmerchen auf meine Knie klopfte, fiel sein Blick auf meine Füße und er stutzte.
„Das ist ja ein Ding!“, rief er aus und berührte vorsichtig eine meiner Zehen mit einem behandschuhten Finger. „Sie gehen damit ohne Probleme?“, fragte er.
„Naja“, antwortete ich, „gewöhnlich muss ich mich aufraffen, aber wenn ich dann einmal unterwegs bin, geht es eigentlich. Was stimmt nicht damit?“
„Das, meine Liebe“, verkündete er mit wichtiger Miene, „sind gar keine Füße. Scheinfüße sind das. Sehr seltene Disposition. Das müssen wir uns genauer ansehen.“
Nach langwierigen Untersuchungen und aufwändigen Tests stellte sich heraus, ich bin ein Strahlentierchen im Körper eines Menschen. Kein Wunder also, dass ich mich seltsam fühle. Der Arzt meint, das ginge von selbst vorüber, spätestens in ein paar Millionen Jahren.
Ich muss mich in Geduld üben.