Den Finger im Nichts

Es gibt Verbindungen, die lassen sich einfach nicht lösen.

Wenn jemand von Quitten spricht oder Quitten irgendwo zu sehen sind, höre ich sofort ein bestimmtes Geräusch. Die Hand meines Großvaters, die kräftig über den Kunstfaserstoff des Hauskittels reibt, der den Hintern meiner Großmutter bedeckt. Das kann man auch umdrehen und mit dem Kunstfaserstoff beginnen, statt mit der Hand oder man legt das Augenmerk auf die Reibung, wenn man es physikalisch genau nehmen möchte. Wobei man dann auch Ohrenmerk sagen müsste. Das sind Fipsereien, die Sie gerne selbst erledigen können, das ist Geschmackssache. Darum geht es nämlich: Geschmack.

Während er den großmütterlichen Hintern reibt, sagt mein Großvater: „Elsa, nichts schmeckt besser als dein Quittengelee!“

Ich persönlich mochte das Quittengelee nicht sonderlich. Im Gegensatz zum Marillengelee und der Ringlomarmelade hatte es einen muffigen Nachgeschmack, der einem den restlichen Tag über am Gaumen haften blieb und sich in alle anderen Geschmäcke einmischte. Kein Wunder also, dass ich mich mit kindlicher Leidenschaft nach einem großen Glas Nichtsgelee sehnte, in das ich meine Finger tauchen konnte. Eines Tages brachte mir mein Onkel eins von einer Revolutionsreise nach Nicaragua mit.

Seither ist es um mich geschehen: Nichts bringt mein Blut in Wallung und Nichts interessiert mich mehr. Mein Pelz ist zottig und meine einst katzengelben Augen werden langsam trüb. Manchmal rufen meine Freunde an und fordern mich leutselig zum Ausgehen auf. Dann ziehe ich meine Tanzschuhe an und seufze innerlich.

„Nichts täte ich lieber“, sage ich zu ihnen.