Der späte Hermann

Nicht nur, dass das Ende der Welt greifbar und immanent zu sein schien, die vor vielen Jahrzehnten prophezeiten Wetterextreme waren nicht mehr seriös zu leugnen.

Zwar gab es immer wieder Bequeme, die sich die Freuden und Früchte der Arbeit ihrer Vorfahren nicht nehmen lassen wollten, und es waren einige, aber auch ihnen fiel es zunehmend schwer, über die immer länger andauernden Dürreperioden, die Wirbelstürme, die Hitze oder die Schlammlawinen hinwegzulächeln und sich das sommerabendliche Grillgut unbarft schmecken lassen zu können.

„Verzicht ist doch auch nur so ein neo-puritanischer Kampfbegriff. Warum wir uns die Stimmung nicht vermiesen lassen? Weil wir’s können und weil wir’s, seit wir’s können, immer so gemacht haben. Ihr Schwarzmaler wollt uns das Auto wegnehmen, das Schnitzel, den Jahresurlaub. Und warum? Weil ihr neidisch seid. Und missgünstig. Und verklemmt. Unwetter gab es früher auch.“

Der späte Hermann hat das Licht in seinem Wohnzimmer gelöscht und betrachtet mit dem Staunen eines Achtjährigen das Gewitter vor seinem Fenster.
„Schön ist’s ja schon. Und was will man überhaupt machen? Da kannste allein gar nichts machen.“