Gewissen

Durch den verschneiten Wald läuft ein Rehlein. Es ist noch klein, mit weißen Tupfen auf dem Rücken. Aber nicht mehr so klein, dass es nicht zurecht käme. Es weicht den Schneeflocken aus. Das Rehlein ist auf der Suche nach einem Gefährten. Es wünscht sich einen Dachs. Ein grummelnder Dachs mit schlechter Laune und tiefen Gedanken soll es sein. Bald findet es einen Bau und klopft mit dem Paarhuf an einen Ast. Der Dachs guckt durch den Türspion. Rehe mag er nicht. Da es aber schon spät ist und bald die Jägerin auftauchen wird, öffnet er und lässt das Rehlein ein. Nach einigen Augenblicken der Freude ist das Reh enttäuscht. Es bemerkt den Widerwillen des Dachses. Mit tränenblinden Augen flieht es in die Nacht hinaus. Gleich wird es von der Jägerin gepackt und auf die Folter gespannt. Der Dachs bleibt mit nichts weiter als einem schlechten Gewissen zurück. Im Frühling kommt ein Hausierer und verkauft ihm eine duftende Politur für das Gewissen, das fürderhin in der Sonne glänzt wie ein feuchtes Goldstück.