Im Bann

Früher, als die Welt noch magisch war, belegte man die Böslinge mit einem Bann, damit sie keinen Schaden anrichten können. Zugegeben, ganz so einfach war das nicht, und es ist auch nicht die Wahrheit, aber es könnte immerhin ein klein wenig wahr sein. Und das genügt heutzutage. Vielleicht hat es auch früher schon genügt, wer weiß das schon?

Für Ruben Pelzfuß spielt das keine Rolle. Ruben Pelzfuß ist zornig. Man hat ihn aus dem Paradies vertrieben, ohne dass er je eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gekostet hätte. Das ist schlicht skandalös. Sippenhaft ist das. Ungeheuerlich. Er beißt die Zähne zusammen in der Hoffnung, das möge seinem Kinn eine wagemutige Kante verleihen. Seine Hände streichen über den schweinsledernen Einband des Zauberbuchs. Alles ist vorbereitet. Auf die Auslegeware seines Wohnzimmers hat er mit geweihter Kreide die Zeichen gemalt und sie mit Kerzen aus Afrikanertalg eingerahmt. Ruben Pelzfuß wird einen Bann sprechen.

Als er die Zeremonie beendet hat, holt er sich ein Bier aus dem Kühlschrank, nimmt auf der Sitzgarnitur Platz und wartet. Draußen zieht ein Sturm auf und Ruben Pelzfuß scharrt in freudiger Erwartung mit den Füßen, trunken von Bier und Macht. Aber es ist nur ein gewöhnlicher Sturm. Ruben Pelzfuß geht enttäuscht zu Bett, nicht ohne vorher die Kreidezeichen mit Teppichreiniger zu entfernen und die Kerzen zu löschen. Von den beiden Dämonen, die bis zum ersten Dämmerlicht in seinem Wohnzimmer herumlungern und schließlich unverrichteter Dinge wieder zum Teufel gehen, bekommt er nichts mit.

Am nächsten Morgen hat Ruben Pelzfuß Läuse.