Ein Uhr nachts. Die Uhr, ein steter Mechanismus, starrt mit einem einzigen, tickenden Auge von der Wand. Ich liege im Bett und zähle mehr als achtzig Risse in der Tapete.
Ich träume. Erinnerungen an Erinnerungen wie vergilbte Fotos, zerfetzt und unvollständig. Ein Mann mit Hut, ein leeres Schachbrett, eine zerrissene Spielkarte mit dem Aufdruck „Kein Ass im Ärmel“. Der Mann teilt sie wieder und wieder aus. Ich hebe abwehrend die Hand.
Zwei Uhr nachts. Ein schrilles Kichern dringt aus der Dunkelheit. Ich drehe den Kopf, sehe aber nichts. Ein Wassertropfen fällt von der Decke, landet auf meinem Gesicht. „Regen?“, frage ich ins Leere.
Drei Uhr nachts. Ein winziger Schatten huscht über den Fußboden. Ich blicke hin, sehe noch immer nichts. „Sie sind da“, flüstere ich und ein Schauer aus feuchter Kälte durchfährt mich.
Vier Uhr nachts. Nach einer Viertelstunde wieder das Kichern, lauter jetzt, greller, aggressiv. Ich setze mich auf, versuche ohne Erfolg den Schatten auszumachen, das Kichern zu orten. Meine Hand zittert. Ich spüre ein kaltes Loch, wo mein Herz war.
Fünf Uhr morgens. Das Morgenlicht drückt durch einen Spalt im Vorhang. Die Uhr tickt weiter. Ich sitze im Bett, in meiner leereren Welt. Das Kichern ist langsam verklungen, dann ganz verstummt. Ich blicke auf die zerrissene Karte, die ich fest in der Hand halte. „Kein Ass im Ärmel“, lese ich.
Kein Ass im Ärmel. Ich bin allein. Nur die vergilbten Fotos meiner Erinnerung bleiben. Und die Kälte, die fest in meinen Knochen sitzt. Tick-tick-tack, tick.