In einem Vorstadttheater trifft sich der harte Kern der ortsansässigen Laienspielgruppe. Die drei Gründungsmitglieder Erebos, Lykeios und Rita, sitzen nebeneinander in der zweiten Reihe im leeren Saal des Zuschauerraums, starren auf die Bühne und nippen an süßen Limonaden.
Die volle Blase zwingt Lykeios, eilig seinen Platz zu verlassen.
Rita rückt einen Sitz weiter zu Erebos und flüstert: „Sollen wir einen Blick in seinen Entwurf werfen? Er macht ein Riesengeheimnis um den Text. Lass uns doch mal schauen, was er schon geschrieben hat!“
Erebos ist einverstanden.
Rita liest mit gesenkter Stimme: „Okay, aber ich kann seine Sauklaue nur schwer entziffern. ‚Im Dunkel der Nacht scheint sein Schein das Sein zu sein. Morgenstern funkelt allein.‘ Das war’s auch schon. Mehr steht da nicht. Mehr hat er wohl noch nicht. Na, toll ist was anderes!“
Der erste Vorsitzende der Laienspielgruppe nickt. „Gib mir mal die Kladde!“, sagt er und ergänzt nach Einblick erstaunt, „da steht doch überhaupt nicht, was du vorgelesen hast. Nix mit Morgenstern und so. Hier steht: ‚Lumen, strahlender Strahler strahlt, sendet warme Hoffnung in stille, ruhige Weiten, glühend und erglänzend. Lux, Strahl unübertrefflicher Präzision, leuchtet, beleuchtet Pfade aus Licht. Das Universum ruhte.‘ Auch nicht besser. Ah, pack das Heft weg, ich glaube, er kommt zurück!“
Rita flötet unverbindlich: „Lykeios, mein Guter. Willst du uns nichts aus dem neuen Stück vortragen? Erebos und ich sind schrecklich neugierig.“
Lykeios schüttelt bedauernd den Kopf. „Das ist eine Zauberkladde. In der steht immer das, was man im Kopf hat. Und wie ihr seht, es steht nichts drin.“
Zum Erstaunen der drei steht auf der ersten Seite ‚Lumen oder Lux, die leuchtenden Zwillinge‘.
Erebos wiegt bedächtig den Kopf und sagt: „Damit lässt sich doch bestimmt was machen.“ Die beiden anderen brummen ihre Zustimmung, nippen Limonade und starren weiter auf die leere Bühne.