Wenn der Wind das bunte Laub von den Bäumen bläst, besuche ich meist meinen Onkel Pekarek. Es ist ein Überbleibsel aus Kindertagen, als die Ferien so lange dauerten, dass man in den letzten Wochen fortgeschickt wurde, damit die Familie sich nicht allzu sehr hasste. Um den Anschein zu erwecken, man wolle nur das Beste für den Nachwuchs, wurde kein Besuch bei meiner bissigen Großmutter vorgeschlagen.
„Was hältst du davon, wenn du für ein paar Tage Onkel Pekarek besuchst?“, fragten meine Eltern scheinheilig, denn ihre eigene Reise an irgendeinen kinderfeindlichen Ort war längst gebucht.
Ich sagte niemals nein, denn Onkel Pekarek hatte eine Pistazienplantage und züchtete Opossums. In seiner knappen Freizeit studierte er die Magie und litt an einem eingewachsenen Zehennagel. Ich durfte wach bleiben, so lange ich wollte und die Taufe der jungen Tiere sparte er jedes Jahr für meinen Besuch auf.
Dieses Mal fand ich das Haus mit Brettern und Netzen verbarrikadiert vor. An den Zinnen des Zaunes waren fussballgroße, abgetrennte Spinnenköpfe aufgespießt. Auf mein Läuten reagierte er nicht; erst als ich eine Weile nach ihm rief, öffnete er eine Luke im Dach und steckte vorsichtig den Kopf heraus.
„Geschwind, nimm den Weg über den Garten und die Veranda. Gib Acht, dass dich niemand sieht! Es ist Krieg!“, rief er mir zu und verschwand sogleich wieder.
Ich tat, wie mir geheißen und fand ihn kurz darauf in der Wohnstube vor, mit roten Augen und hohlen Wangen. In der rechten Hand hielt er einen Dreschflegel und in der linken ein Glas mit Pistazienschnaps.
Was denn vorgefallen sei, wollte ich wissen, denn draußen war alles friedlich wie gewohnt und der Abendhimmel leuchtete wie ein Malvenbusch.
„Der Stadtmensch denkt sich, die Natur sei ein Paradies. Dabei ist sie von vielbeinigem Getier und stinkenden Pflanzen bevölkert. An sich wäre das keine große Sache, wenn die Natur in der Natur bleiben würde und einen in der Kultur in Ruhe ließe. Aber nein. Man macht es sich schön, baut ein Haus mit Heizung und stellt Schränke mit Einlegearbeiten hinein. Und dann kommen sie angekrochen und wollen alles in Besitz nehmen, wofür man jahrelang gearbeitet hat. Aber nicht mit mir, das sage ich dir, nicht mit mir! Ich habe an die Regierung geschrieben, aber die kümmern sich ja nur um ihre Diätenerhöhung. Ha! Hier herrscht Krieg, während die feinen Herren da oben ihre Geschäfte machen.“
Ich versuchte ihn zu beruhigen und trank ein paar Schnäpse mit ihm, ließ mich sogar überreden, ihm bei der Verteidigung behilflich zu sein, doch kein Feind ließ sich blicken. Nach einigen Tagen reiste ich ab. Den Dreschflegel schenkte er mir als Andenken.